Kaltenhaide – Die persönliche Geschichte hinter dem Buch

Erinnerung an die Vergangenheit

„Kaltenhaide“ basiert wie sein Vorgängerroman „Toter Schacht“ auf präzise recherchierten historischen Tatsachen. Nachdem zuletzt die Geschichte der DDR, die Geschichte der Enteignungen in den 70er Jahren Ausgangspunkt eines spannenden Kriminalromans wurden, so ist es im zweiten Band „Kaltenhaide“ die Geschichte der Vertreibung der Sudetendeutschen aus dem böhmischen Erzgebirge 1945/46. Zu dieser Geschichte hat der Autor, René Seidenglanz, einen ganz persönlichen Bezug:

Erinnerung an meinen Großvater

„Die Erinnerung an die Erzählungen meines Großvaters Anton Tanzhaus und seiner Familie. Einer Familie von Musikern, die ihre Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeben musste. Er erzählte mir von damals, von der Vertreibung, dem Verlust und von den Versuchen, die zurückgelassenen Wertsachen nachts über die Grenze zu schmuggeln, obwohl das verboten war. Ihre wertvollen Instrumente vor allem, Geigen, Harfen. Ihr ganzes Leben steckte darin. Er, der schon früher nach Sachsen gekommen war, half den Nachkommenden dabei. Eine unheimlich aufregende und spannende Geschichte. ‚Daraus müsste man ein Buch machen‘, sagte ich damals zu ihm. Ich war vielleicht 10 oder 12 Jahre alt. ‚Dann schreib’s auf‘, lachte er und ging zum nächsten Thema über. Mein Großvater starb 2008, und ein Buch war aus seinen Erzählungen leider nicht mehr entstanden.

Die Erinnerungen seines Großvaters waren für Autor René Seidenglanz Inspiration für „Kaltenhaide“

Kaltenhaide – „Erzählung meines Großvaters

Nach dem großen Erfolg des ersten Erzgebirgekrimis „Toter Schacht“ stellte sich die Frage nach einem zweiten Band. Die Geschichte der beiden Hauptfiguren Sascha und ihrem Vater Jan fortzuschreiben, sie noch ein Stückchen weiter zu neuen Abenteuern und bei einem neuen Fall aus der prallen Geschichte des Erzgebirges zu begleiten. Ein neuer historischer Fall. Daraus entstand die Idee, die Erzählungen meines Großvaters aufzugreifen.

Das Format ist natürlich ein anderes. Es geht nicht um einen historischen Tatsachenroman, sondern um einen spannenden Krimi. Um ein fiktives Geschehen. Ein grausames Verbrechen und dessen Aufklärung. Das steht im Mittelpunkt und prägt das Buch.

Vertreibung – Versöhnung – sind die Brüche von damals noch da?

Aber in „Kaltenhaide“ ersteht die Welt von damals für einem Moment wieder auf. Die berühmte Musikstadt Preßnitz beispielsweise, die heute unter den Fluten einer riesigen Talsperre verschwunden ist. Die dramatischen Geschichten von Flucht und Vertreibung. Und es geht auch um die Frage, wie die Menschen heute mit den Brüchen und den Verletzungen umgehen. Versöhnung und ein ganz alltägliches Miteinander prägen heute das Leben auf beiden Seiten des Erzgebirgskamms, zwischen Deutschen und Tschechen. Doch sind auch die Verletzungen noch da? Haben sie sich über die Generationen fortgetragen? Verpackt in einer Kriminalgeschichte geht „Kaltenhaide“ dieser Frage nach.

Aber am Beginn aber steht die Erzählung meines Großvaters. Ihm ist das Buch gewidmet. In dankbarer Erinnerung.“